Herbstfahrt nach Leipzig – oder die Entdeckung eines neuen Paddelreviers

Leipzig – wer denkt hier an Bach, Goethe, Auerbachs Keller oder die Nicolaikirche – von tollen Paddelrevieren ganz zu schweigen.

Nicht nur, dass mir die Geschichte nicht mehr ganz präsent war, so war für mich Leipzig „nur“ eine Boomstadt der DDR. Dabei ist Leipzig schon seit 1190 als Messestadt existent. Dass man hier auch super paddeln kann, möchte ich euch berichten:

Achim hatte für die Herbstfahrt des EKC vom 13.-15.10.2018 das Revier festgelegt, nachdem er mit Petra bereits 2016 beim TID Freundschaftstreffen die Vorzüge kennengelernt hatte. Er hatte wie in den letzten Jahren die Vorbereitungen durchgeführt und die entsprechenden Kontakte geknüpft. Mit Falk, einem passionierten Canadierfahrer und Wahlleipziger hatten wir eine gute Führung vor Ort.

Das Standlager war beim Kajakclub SC Motor Leipzig, das uns neben Campingmöglichkeiten und Vereinsheim eine feste Unterkunft im Hexenhaus – einer kleiner Hütte – bot. Durch ihren Charme wurden vergangene Zeiten wieder sehr lebendig.

Vom SC Motor Leipzig starteten wir die erste Tour am Samstagmorgen. Nach einer Bootsrutsche führte die kleine Stadtrundfahrt entlang des Elsterflussbettes über die Slalomstrecke des Leipziger Kanu Clubs an den typischen Stadthäusern vorbei in den Innenhafen von Leipzig – die Häuserfassaden, Gärten und anliegenden Restaurationen geben Leipzig den Beinamen Venedig des Ostens. Nach einer kleinen Rast im Stadthafen paddelten wir zurück zum SC Motor Leipzig, wo wir vor dem Ausstieg noch eine Schleusenfahrt absolvierten. Die Tour machte hungrig und da wir alle im Urlaub sind, gingen wir über die Karl-Liebknecht-Straße in Richtung Innenstadt. Die Jüngsten unter uns ließen sich aber an den vielen Restaurants vorbei nur schwer in die Altstadt verführen, sodass ein harter Kern weiterzog und der Rest den multikulturellen Speisen frönte.

Am Sonntag ging die Tour über den Karl-Heine-Kanal raus zum alten Güterhafen, der seinerzeit unter der Naziherrschaft errichtet wurde und ursprünglich eine Verbindung in die Saale bekommen sollte. Seit den Kriegswirren wurde das Projekt nicht weiterverfolgt, obwohl nur wenige Meter fehlen. Es gibt zwar Überlegungen, den letzten Anschluss noch herzustellen – ob damit Leipzig als einzigartiges Paddelparadies erhalten bleibt, ist aber zu bezweifeln. Bisher sind keine Motorboote erlaubt. Der Anschluss an die Saale wird dieses Verbot jedoch in Frage stellen.

Zurück durch die Kanäle des Venedigs des Ostensging es zum SC Motor Leipzig, um nach einer kleinen Kaffee-Stärkung den geführten Stadtrundgang zu beginnen.

Die bereits etwas in Vergessenheit geratene Vergangenheit Leipzigs wurde uns noch einmal sehr eindrucksvoll nahegebracht. Besonders die angespannte Situation 1989 war auf dem Augustusplatz wieder gegenwärtig. Nach dem Ausklang an der Thomaskirche stand schon der Abend vor unserem letzten Paddelausflug bevor.

Montags wollten wir 15 Kilometer durch die Auwälder über den Cospudener See und die weiße Elster paddeln. Da wir die Tour an einem Wochentag und außerhalb der planmäßigen Saison der Kanuverleiher machten, konnten wir die Auwälder in ihrer Unberührtheit genießen. Am Ende der Auwälder stand eine Schleusenfahrt an, bis wir den Cospudener See erreichten. Nach der Seequerung machten wir am Ostufer Pause und genossen die „Skyline“ von Leipzig, in deren Hintergrund wir das Völkerschlachtdenkmal sehen konnten. Ein paar Meter rollern und wir erreichten die weiße Elster, die uns mit etwas Strömung und ein paar leichten Schwällen zurück in die Innenstadt führte. Vorbei am Teilungswehr erreichten wir ohne Schleusen das Gelände des SC Motor Leipzig.

Eine Herbstfahrt bei sommerlichen Temperaturen und wunderschön verfärbten Laubbäumen geht zu Ende. Während der eine Teil sich in Richtung Berlin aufmacht, haben die Anderen mit dem TID Freundschaftstreffen in Cottbus das nächste Paddelevent vor sich. (Markus)